Vegane Ernährung in den Wechseljahren: Wie Pflanzenpower deinen Körper stärkt

von Sylvia
Vegane Ernährung in den Wechseljahren © Gaby Aziz / Unsplash

Vegane Ernährung in den Wechseljahren: Wie Pflanzenpower deinen Körper stärkt

Vegane Ernährung in den Wechseljahren: Der Lebensabschnitt der Wechseljahre, oder Menopause, ist ein tiefgreifender biologischer Wandel, der weitreichende Auswirkungen auf den Körper und das Wohlbefinden hat. Mit dem allmählichen Abfall des Östrogenspiegels erleben viele Frauen eine Reihe von Symptomen, die von Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen bis hin zu Veränderungen des Stoffwechsels und einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen und Osteoporose reichen. Während der Gang zum Arzt unerlässlich ist, um die besten Behandlungsoptionen zu finden, gewinnt die Rolle der Ernährung in der wissenschaftlichen Forschung zunehmend an Bedeutung.

Eine vegane Ernährung in den Wechseljahren, oder auch nur eine überwiegend pflanzliche Ernährung, kann eine machtvolle Strategie sein, um diese Phase mit mehr Vitalität und weniger Beschwerden zu durchleben. Im Gegensatz zu Diättrends geht es hierbei um eine nachhaltige Lebensweise, die gezielt Nährstoffe nutzt, um das hormonelle Chaos zu regulieren und die allgemeine Gesundheit zu stärken.

Pflanzliche Hormone als Game Changer: Die Kraft der Phytoöstrogene

Einer der faszinierendsten wissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen einer pflanzlichen Ernährung und den Wechseljahren liegt in den sogenannten Phytoöstrogenen. Dabei handelt es sich um natürliche Pflanzenstoffe, die in ihrer chemischen Struktur dem menschlichen Östrogen ähneln und an Östrogenrezeptoren andocken können. Sie wirken im Körper wie schwache Östrogene und können so die Symptome des Östrogenmangels abmildern.

Wie wirken Phytoöstrogene im Körper? Wenn der körpereigene Östrogenspiegel sinkt, werden die Phytoöstrogene aktiv. Sie können sich an dieselben Rezeptoren binden wie Östrogen, wirken aber mit geringerer Intensität. In Phasen des Hormonmangels können sie die Rezeptoren teilweise aktivieren und somit Hitzewallungen, Nachtschweiß und Stimmungsschwankungen reduzieren. Wenn der Östrogenspiegel hoch ist, können sie die Bindungsstellen besetzen und eine übermäßige Östrogenwirkung verhindern.

Die wissenschaftliche Evidenz – Vegane Ernährung in den Wechseljahren

Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung von Phytoöstrogenen, insbesondere Isoflavonen, die in Sojaprodukten reichlich vorkommen. Eine Meta-Analyse von 2012, die 19 Studien umfasste, fand heraus, dass Isoflavone die Häufigkeit von Hitzewallungen signifikant reduzieren können [1]. Eine andere Studie zeigte, dass Frauen, die eine westliche Diät gegen eine fettarme, vegane Diät mit viel Soja austauschten, ihre Hitzewallungen um 84 % reduzieren konnten [2].

  • Soja-Produkte: Tofu, Edamame, Tempeh und Sojamilch sind die reichsten Isoflavon-Quellen. Ihre Wirkung ist am besten, wenn sie in fermentierter Form konsumiert werden.
  • Leinsamen: Sie enthalten Lignane, eine weitere Art von Phytoöstrogenen. Eine tägliche Dosis von 2-4 Esslöffeln gemahlenen Leinsamen kann bei Hitzewallungen helfen [3].
  • Hülsenfrüchte: Kichererbsen, Linsen und Bohnen enthalten ebenfalls Phytoöstrogene und sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.

Mehr als nur Hormone: Ganzheitliche Vorteile einer pflanzlichen Ernährung

Die positiven Effekte einer pflanzlichen Ernährung beschränken sich nicht auf Hormone. Sie bieten einen umfassenden Schutz für die Gesundheit, die in den Wechseljahren besonders vulnerabel ist.

  • Herzgesundheit: Das Risiko für Herzkreislauferkrankungen steigt in den Wechseljahren. Eine vegane Ernährung, die typischerweise arm an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin ist, senkt nachweislich den Blutdruck und das LDL-Cholesterin („schlechtes Cholesterin“) [4].
  • Knochengesundheit: Der Östrogenabfall beschleunigt den Knochenabbau. Eine ausgewogene vegane Ernährung kann die Knochendichte unterstützen. Wichtige Kalziumquellen sind grünes Blattgemüse (Grünkohl, Brokkoli), angereicherte Pflanzenmilch, Tofu und Mandeln. Vitamin D, das für die Kalziumaufnahme essenziell ist, kann durch Sonnenlicht und Nahrungsergänzungsmittel gesichert werden.
  • Gewichtskontrolle und Stoffwechsel: Viele Frauen berichten von einer Gewichtszunahme in den Wechseljahren, da sich der Stoffwechsel verlangsamt. Eine pflanzliche Ernährung ist in der Regel reich an Ballaststoffen, was das Sättigungsgefühl fördert und die Verdauung reguliert. Dies hilft, das Gewicht zu managen und Blutzuckerschwankungen zu vermeiden, die zu Heißhungerattacken führen können.
Vegane Ernährung in den Wechseljahren © Gaby Aziz / Unsplash

Vegane Ernährung in den Wechseljahren & Praktische Umsetzung: Von der Theorie zum Teller

Der Weg zu einer überwiegend pflanzlichen Ernährung muss nicht über Nacht stattfinden. Jeder kleine Schritt zählt und bringt Vorteile.

Dein Weg zur pflanzlichen Ernährung

  • Beginne schrittweise: Ersetze Fleischmahlzeiten durch vegetarische oder vegane Optionen. Starte mit ein bis zwei fleischfreien Tagen pro Woche.
  • Mach es einfach: Integriere Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen in deine tägliche Ernährung. Streue gemahlenen Leinsamen über dein Müsli oder Smoothie.
  • Fokus auf Vielfalt: Je bunter deine Ernährung, desto mehr Nährstoffe nimmst du auf.

Vegane Ernährung: Die kritischen Nährstoffe im Blick

Eine gut geplante pflanzliche Ernährung liefert alle notwendigen Nährstoffe. Ein bewusstes Vorgehen ist jedoch essenziell.

  • Vitamin B12: Dieses Vitamin kommt fast ausschließlich in tierischen Produkten vor. Eine Supplementierung ist für Veganer:innen unerlässlich.
  • Eisen: Pflanzliches Eisen (aus Linsen, Kichererbsen, Tofu) wird am besten in Kombination mit Vitamin C (z.B. Paprika, Orangen) aufgenommen.
  • Kalzium: Greife auf kalziumreiche Pflanzenmilch, Tofu, Mandeln, Grünkohl und Feigen zurück.
  • Omega-3-Fettsäuren: Hanfsamen, Walnüsse und Chiasamen sind hervorragende Quellen für diese essenziellen Fettsäuren.

Fazit: Eine Investition in deine Gesundheit

Eine vegane oder überwiegend pflanzliche Ernährung kann in den Wechseljahren eine machtvolle Säule deiner Gesundheit sein. Sie hilft, die häufigsten Beschwerden zu lindern und bietet gleichzeitig einen umfassenden Schutz vor chronischen Krankheiten, die mit dem Älterwerden verbunden sind. Es geht nicht um Perfektion, sondern um einen bewussten Schritt hin zu einer Ernährungsweise, die deinen Körper auf natürliche Weise stärkt und dir hilft, diese Lebensphase mit neuer Energie und Wohlbefinden zu erleben. Eine fundierte Entscheidung für dich und deine Gesundheit.

Wissenschaftliche Quellen:

[1] Taku, K., et al. (2012). Extracted or synthesized soybean isoflavones reduce menopausal hot flash frequency and severityMenopause, 19(7), 776-790.

[2] Barnard, N. D., et al. (2021). The effect of a plant-based diet on hot flashes in postmenopausal women: a randomized controlled trialMenopause, 28(10), 1081-1089.

[3] Parikh, M., et al. (2019). Flaxseed as a functional foodFoods, 8(2), 53.

[4] Dinu, M., et al. (2017). Vegetarian, vegan diets and multiple health outcomes: a systematic review with meta-analysis of observational studiesCritical Reviews in Food Science and Nutrition, 57(17), 3640-3649.

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